Skip to content

Transkript der sechsten Sendung

Hallo bei Frequenz A, eurem podcast für gute Laune und Revolte. Wie immer dachten wir erst wir kriegen nichts für euch zusammen – dann ist die Lage Eskaliert und nun haben wir eine randvolle Sendung, so dass wir uns gar nicht so lange mit der Begrüßung aufhalten wollen. Ihr erreicht uns wie immer unter frequenz_a@riseup.net – Sagt uns was ihr wollt!

Heute haben wir für euch einen Bericht von einer Kundgebung gegen den rassistischen Mob in Escheburg und einen Beitrag zu den anstehenden Protesten gegen die EZB, ein Update zur so genannten Operation Pandora und zwei ausführliche Interviews. Wir haben mit einer Gefährtin über die Situation von Amélie, Fellon und Carlos gesprochen die in Mexico im Knast sitzen und mit einer anderen Gefährtin über die Situation in Rojava und die anarchistischen Elemente in der Gesellschaft. Zum Schluss haben wir noch einen kritische Beitrag zur Gefangenengewerkschaft.

Viel Spaß!

 

gegen den rassistischen mob

Verschiedene rassistische Gruppen mit sperrigen Namen haben in den vergangenen Wochen immer wieder größere Mobilisierungen hin bekommen und mit dafür gesorgt, dass sich die Stimmung in der Gesellschaft in der BRD verschiebt. Immer normaler finden die Leute ihren Alltagsrassismus und immer offener sprechen sie ihn auch aus. Übergriffe und Anschläge nehmen zu, die Zahl der Angriffe auf Lager und lagerähnliche Flüchtlingsunterkünfte lag nach Medienberichten im vergangenen Jahr bei 150 – dreimal so viel wie in 2013 und alleine im Februar gab es unter anderem Angriffe auf Unterkünfte in Freiberg, Dortmund und Magdeburg. Dabei wurden auch Menschen verletzt. Vor einigen Wochen wurde in Escheburg im Norden der BRD eine bezugsfertige Unterkunft, wahrscheinlich von den unmittelbaren Nachbar_innen aus dem Ort, angegriffen. Erfreulicherweise gab es kurz darauf eine Kundgebung gegen den rassistischen Mob. Wir haben mit einem Teilnehmer der Kundgebung gesprochen und im Eifer des Interviews den Ort konsequent falsch benannt…

Interview derzeit ohne Transkript

gegen die ezb

Am 18. März steht in Frankfurt die Eröffnung der Europäischen Zentralbank an und seit geraumer Zeit wird von unterschiedlichen Gruppierungen zum Protest dagegen aufgerufen.Inzwischen beginnt sich abzuzeichnen, dass es zu diesem datum eine der größeren Mobilisierungen dieses Jahres geben wird, doch Quantität ist ja bekanntlich nicht gleich Qualität und daher macht es wohl sinn sich das ganze etwas genauer anzuschauen…

Aber Vorwech vielleicht kurz wer zu hölle ist ist eigendlich die EZB ?

Das haben wir uns tatsächlich auch gefragt und nach einer kleinen Internetrecherche stellt sich uns die situation verkürtzt in etwa so dar:

Die EZB ist eine 1998 gegründete gemeinsame Währungsbehörde der Mitgliedstaaten der Europäischen Währungsunion. DAs heißt sie ist eine Institution zur Überwachung des Bankensystems und für die Regulierung der Geldmenge einer Volkswirtschaft- für den gesamten EU Raum.

Aber was macht sie denn nu konkret?

Sie ist maßgeblich beteiligt an der Geldpolitik der Eu. Im Zuge der Euro Krise 2008, welche ein weiteres Mal gezeigt hat dass das kapitalistische System nicht s funktiniert wie es von seinen Befürworter_innen behauptet wird, bildete sie zusammen mit dem IWF und der EU Komission die Troika.

Ok also diese drei Organisationen bilden die Troika- und jetzt fragt ihr euch bestimmt was die da machen?

Die Trika wurde gegründet, die ins Wanken geratene Finanzstabilität der Eurozone aufrechtzuerhalten.Konkret heiß das zum Beispiel:

Sie verhandelt mit Euro-Staaten, die durch die Krise in Zahlungsnot geraten sind, also Griechenland, Spanien oder Irland, über Kredite. Die Troika legt seit 2008 die Sparauflagen fest, unter denen die Kredite aus den sogenannten Rettungsschirmen vergeben werden. Und auch deren Einhaltung wird von der Troika strikt kontrolliert und überwacht.

Können wir das mal an einem konkreten Beispiel erklären?

Ja, als wie ich ich das gelesen habe heißt das im Fall von Griechenland: Das Land konnte seine Schulden 2008 nicht mehr bedienen. Es konnte sich kein neues Geld leihen, da es keine Käufer für seine Staatsanleihen mehr fand. Mit den Rettungsmaßnahmen sollte ein Staatsbankrott verhindert werden und die Zahlungsfähigkeit erhalten werden. Dadurch wurde ermölicht, dass Griechenland seine Schulden weiter bedient, also die Gläubiger weiter Geld erhalten. Eigentlich geht es somit um die Rettung der Gläubiger, die im Falle des Bankrotts leer ausgehen würden. So steht auch nur ein Bruchteil des Geldes aus den Rettungspaketen der griechischen Regierung unmittelbar zur Verfügung, das meiste geht direkt an die Gläubiger, und das sind neben griechischen besonders deutsche und französische Banken.

Und was bedeutet das für die Menschen, die in den Ländern leben?

Alle Kredite, die die Troika vergibt, sind an massive Sparauflagen geknüpft. Zu diesen Auflagen gehören vor allem drastische Einsparungen zur Sanierung der Staatshaushalte. Durch die Sanierung soll den Staaten geholfen werden, sich wieder fit für den Markt machen. Die Einsparungen sollen insbesondere dadurch erzielt werden, dass vormals staatliche Bereiche privatisiert, die Ausgaben für Staatsbedienstete gesenkt und die Sozialausgaben drastisch reduziert werden.

Bei den Ausgaben für Staatsbedienstete etwa in Griechenland bedeutete das vor allem Lohnkürzungen und Entlassungen, bei den Sozialausgaben bedeutete das die Absenkung von Renten, Arbeitsloshilfen und Kürzungen im Gesundheitswesen.
ADas hat zur Folge, dass die Säuglingssterblichkeit seit Beginn der Krise um 43 Prozent gestiegen ist. Krebs wird in griechischen Krankenhäusern nur noch im Endstadium behandelt. Eine öffentliche Krankenversorgung gibt es de facto kaum noch. Auch die Zahl der Obdachlosen ist um 30 Prozent angewachsen. Und die Jugendarbeitslosigkeit liegt mittlerweile bei knapp 50 Prozent.

Natürlich ist das Ganze um einiges komplexer, aber wir können und wollen euch nicht die Welt erklären. Weitere Links zu Texten findet ihr auf unserem Blog.

MMhhh ja… also die EZB ist scheiße und muss weg! Gut, kommen wir jetzt zu den uns geläufigeren Themen: Was sind die Dinge die einem symbolischen Protest gegen die EZB einen Sinn verleihen?

Naja oder erstmal vielleicht die, die es nicht tun um unserem Ruf als notorische Kritiker_innen gerecht zu werden:

Der Protest gegen die EZB ist wie so viele rein symbolisch – ernsthaft glaubt doch keine_r unter den momentanen Gegebenheiten die EZB in ihren Grundfesten erschüttern zu können. Da keine konkreten Erfolge zu erwarten sind, hat das Ganzen eher einen Eventcharakter für eingefleischte Aktivist_innen und erlebnissorientierte Demotouris. Es ist weder zu erwarten, dass sich eine Vielzahl an Menschen beteiligen wird, die durch die Krise oder die Aufrufe zum Protest aufgerüttelt wurden, noch das über eine kurze Medienaufmerksamkeit hinaus nachhaltig eine Öffentlichkeit für das Thema geschaffen werden würde.
Ausserdem scheint das ganze zumindest bisher in keine Form von größerer Analyse oder Strategie eingebunden zu sein zumindest kann mensch nirgens lesen warum gerade die ezb der Ansatzpunkt sein sollte an dem es besonders Sinn macht den Hebel anzusetzen um das ganze beschissene Konstrukt ins wanken zu bringen. So einen Ansatzpunkt zu benennen wäre natürlich wenn überhaupt erst in einem sehr weit vorangeschrittenen Stadium von Umwälzung möglich. Aber da in den unterschiedlichen Aufrufen für das Event leider wie so oft eine realistische Einschätzung des Möglichen durch aufmerksamkeitsheischende große Worte verschleiert ist wird sich auch die reale chance eines kleinen Etappensieges genommen. Die kurzeitige mediale Aufmerksamkeit wird vermutlich von den Gruppen oder Einzelpersonen zum transpotieren Ihrer Inhalte genutzt werden, die durch stellenweise systemkonformes handeln in Sachen Pressearbeit und durch auftreten als große homogene und wahrnehmbare Gruppe besonders hervorstechen. Konkret bedeutet das, dass sich vermutlich viele Individuen in den vermittelten Inhalten nicht wiederfinden werden.

ok -stop! -das reicht nun aber an Schwarzmalerei! warum macht es denn letztendlich doch sinn dort bei der Eröffnungsparty vorbeizuschauen?

Na – wegen des Events natürlich! Und wie es so schön heißt wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren…

Nee – im ernst wir denken, dass mensch natürlich versuchen sollte an eingefahren Muster etwas zu ändern und nicht nur herumzumäkeln. Das heißt Diskussionen können angestoßen und geführt-, eine praxis kann verändert werden.

Und da das ganze höchst warscheinlich etwas länger dauern wird sind solche Zusammenkünfte zumindest eine Möglichkeit nette Menschen von überall auf der welt zu treffen, ein Gefühl von Stärke auf der Straße zu erleben das in der BRD leider nicht all zu offt erfahrbar ist, eine gemeinsame Praxis in größerem Rahmen zu erproben, ein eigenes Ohnmachtsgefühl zu überwinden und nicht zu letzt Kraft für lokale Projekte zu sammeln.

und hey die EZB ist zwar ein Rädchen von vielen aber im europäischen Machtgefüge nicht das unbedeutendste – also hin da und bringt euren Unmut gegen dieses System zum Ausdruck! – bei der Vielzahl der Aufrufenden ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass Ihr am Ende Menschen um euch haben werdet, die neben eurer gemeinsamen Aktion viele eurer Ansichten teilen.

Passt auf euch auf und lasst es Krachen!

solidarität mit den betroffenen der „operation pandora“

Die sieben Gefährt_innen die im Rahmen der so genannten Operation Pandora in Spanien eingekerkert wurden sind Ende Januar 2015 gegen Zahlung einer Kaution von 21.000 € und Auflagen aus dem Knast raus gekommen. Nicht nur wegen der hohen Zahlung brauchen sie nach wie vor unsere Solidarität, auch die Vorwürfe gegen sie werden weiter aufrecht erhalten. Wir haben schon viel dazu gesagt: Darum an dieser Stelle nur: Haltet euch auf dem Laufenden, checkt die entsprechenden Links! Freiheit für alle!

Interview zur Situation von Amélie, Fellon und Carlos

Amélie, Fellon und Carlos sind drei anarchistische Gefangene die in Mexico im Knast sitzen. Wir haben uns mit einer Gefährtin unterhalten um mehr über die Situation zu erfahren. Da die Gefährtin ihre Stimme gern aus dem Internet raushalten will haben wir das Interview nicht nur für euch übersetzt, sondern auch komplett neu eingesprochen.

So…Okay, Amélie, Fellon und Carlos sind in Mexico im Knast. Kannst du uns ein wenig über den Fall erzählen?

Okay, am 5. Januar 2014 wurden die drei Gefährt_innen in Mexico City festgenommen. Ihnen wurde eine Attacke auf das Ministerium für Verkehr und Kommunikation vorgeworfen und auf einen Nissan-Händler. Sie wurden sofort in Haft genommen, was in diesem Fall bedeutete, dass sie in ein spezielles Anti-Terror-Gefängnis gesteckt wurden bevor sie einen Richter sehen konnten oder ihnen die Vorwürfe erläutert wurden. In diesem „Arraigo“ haben sie 40 Tage verbracht und wurden dann mit dem Vorwurf “Störung der öffentlichen Ordnung” in einer Gruppe und einem anderen auf Bundeseben in dem ihnen die Zerstörung öffentlichen Eigentums vorgeworfen wurde versetzt. Aber dazu kam noch der Vorwurf von Brandstiftung denn bei dieser Attacke wurden Molotov-Cocktails benutzt. Diese beiden Vorwürfen wurden in zwei getrennten Gerichten verhandelt, beim ersten Vorwurf vor einem lokalen, beim zweiten vor einem Bundesgericht. Obwohl alle Beteiligten, Richter_in, Ankläger_in, Setting, Zeug_innen usw. die gleichen sind. Es geht einfach nur nach verschiedenen Gesetzen.

Nach diesen 40 Tagen wurden unsere Genoss_innen in zwei verschiedene Gefängnisse überstellt. Die beiden Mädchen sind in Mexiko City in dem Knast Santa Marta und unser Genosse Carlos ist im recressorio oriente, das ist im gleichen Bezirk wie die Mädchen.

Also, sie sind jetzt seit einem Jahr und einem Monat im Gefängnis und hatten ihre erste Verurteilung im November letzten Jahres. Auf kommunaler Ebene, also für den Angriff auf die öffentliche Freiheit, haben sie zwei Jahre, sieben Monate und 15 Tage bekommen. Die Entscheidung der Bundesebene lautete wegen Beschädigung öffentlichen Eigentums sieben Jahre, sechs Monate und einige Tage. Beide Strafen sind mit erschwerenden Umständen verbunden, das heißt, dass sie nicht auf Kaution frei kommen können.

Was also jetzt gerade passiert ist, dass die Anwälte in der Berufung diese erschwerenden Umstände anfechten. Für das Bundesurteil bezieht sich dies auf die Brandstiftung und für das lokalen Urteil die Organisierung in einer Gruppe. Wenn also einer dieser erschwerenden Faktoren fallengelassen wird ist entweder Kaution oder Bewährung möglich. Das heißt, dass es im laufe dieses Jahres neue Entwicklungen im Fall geben wird. Obwohl diese Zahlen jetzt noch sehr hoch sind besteht die Hoffnung, dass sie am Ende des Jahres deutlich gesenkt werden.

Aber es ist noch nicht klar wann dieser Termin ist?

Nein, zum Beispiel sind diese Urteile von einem auf den anderen Tag gefällt worden. Es gab den letzten Tag des Gerichtsverfahrens und der Anhörung und dann sind drei Monate vergangen und an einem Morgen wurden sie geweckt mit “heute ist eure Urteilsverkündung”. Das ist alles etwas willkürlich und es gibt kein festgelegtes Datum oder so aber die Anwälte erwarten, dass 2015 wenigstens das Berufungsgericht eine Entscheidung trifft.
Also vorerst können sie beide Strafen gleichzeitig absitzen, das heißt, dass die Strafe von zwei Jahren und sieben Monaten gleichzeitig mit der sieben Jahres Strafe läuft, gleichzeitig wird die sieben Jahres Strafe bei guter Führung in Tagen und Nächten gerechnet. Das heißt dass diese Strafe wahrscheinlich nicht so hoch sein wird wie sie klingt.

Du hast die Namen der Gefängnisse in denen sie sitzen bereits genannt, kannst du vielleicht auch etwas über die Bedingungen dort sagen?

Also Santa Marta ist ein Gefängnis mit ungefähr zwölfhundert Insassinnen und dann leben dort noch ungefähr 50 Kinder, weil bis sechs Jahre können Kinder mit ihren Müttern im Gefängsnis leben- solange sie dort geboren sind. Die Zellen sind für vier bis zehn Leute, das ist abhängig von der Anzahl der Insassinnen und der Belegung.

Ja, in diesem Gefängnis ist es möglich zwölf Stunden am Tag außerhalb der Zelle zu verbingen, abhängig davon ob es ein Besuchs- oder Aktivitätstag ist. Aber im Durchschnitt kannst du zwölf Stunden draußen verbringen. Eine besondere Bedingung dieses Gefängnisses ist, dass für alles bezahlt werden muss. Was auf der einen Seite bedeutet dass du viel mehr Sachen und Konsumdinge haben kannst als in einem westlichen Gefängnis, auf der anderen Seite hängt das stark davon ab wieviel Geld deine Familie dir geben kann.

Es gibt also so was wie eine eigene Mikroökonomie im Gefängnis- Das geht von Menschen, die versuchen ein paar Pesos zusammen zu kratzen, weil sie es sich nicht leisten können Wasser zu kaufen oder Zigaretten oder so etwas zu denen die wie Könige und Königinnen leben können, weil sie Geld von der Familie haben oder Teil einer organisierten Gang sind, die sich um ihre Leute im Knast kümmert. Das verursacht einen großen Unterschied zwischen den Insassinnen und dem Zugang den sie zu überlebenswichtigen Dingen haben. Aber im Fall von Amelie und Fallon haben beide die Erfahrung gemacht, dass sie tatsächlich Zugang zu viel mehr sowohl emotionaler als auch materieller Unterstützung haben als in irgend einer anderen Art von westlichem Gefängnis.

Und Carlos ist in einem anderen Knast?

Carlos ist im recressorio oriente, das ist so viel ich weiß ein Knast in dem nur Gefangene einsitzen die keine lebenslangen Strafen bekommen haben was einen Unterschied macht. Der Knast ist sehr groß, ich denke dort sind 12.000 Gefangene was natürlich zu Spannungen zwischen den Gefangenen führt. Diese sehr hirarchischen, dominanten Beziehungen untereinander sind wichtig für den Knast, damit alles rund läuft. Und ich denke, dass Carlos einigen Trouble mit diesen Dynamiken hatte, mit dieser Situation, denn er ist ein anarchistischer Gefährte mit hohen Prinzipien und Würde. Ja, er hatte ein paar angespannte Situationen mit anderen Gefangenen, die von ihm forderten sich anzupassen, die einen Vorteil aus den paar Pesos ziehen wollten die er hatte…

Ging der Kampf im Knast weiter, gab es dort Raum für Aktionen?

Die drei Gefährt_innen erleben die Situation als eine natürliche Kosequenz der Entscheidungen in ihrem Leben, ihres Bedürfnisses in ihrem Leben zu kämpfen. Ich denke wirklich nicht, dass sie dies als endgültiges Hindernis am Rest der Welt teilzuhaben nehmen oder ihrer Möglichkeiten des Kampfes. Anfang Oktober 2014 haben Carlos und drei andere Gefährten einen Hungerstreik gestartet, koordiniert zwischen mehreren Gefängnissen in der Stadt. Auch die drei anderen waren Anarchisten und versuchten ihre Anstrengungen abzustimmen um eine bessere Verbindung und eine bessere Kommunikation hinzubekommen – und um sich besser zu verstehen. Denn auch wenn sie sich nie getroffen haben konnten sie sich austauschen über die Notwendigkeit des Kampfes mit den anderen die im Hungerstreik waren. Der Hungerstreik war ohne weitere Forderung und fand aus dem Bedürfnis nach Auseinandersetzung und dem Bedürfnis nach Koordination und dem dies mit den anderen gemeinsam zu erfahren statt. Er dauerte 17 Tage und ich denke er hatte keine ernsthaften gesundheitlichen Folgen, aber einen starken Boost für ihre Würde in dieser Situation. Sie konnten nach ihren eigenen Konditionen entscheiden wann und was sie taten und sogar der Fact, dass es keine Forderungen oder Ansprüche gab stärkte ihren Standpunkt/ihr Selbstvertrauen.

Und ich denke es gab auch aus dem Gefängnis Santa Marta eine Antwort in Form eines großen Graffiti in der Kantine des Knasts und an einigen Wänden waren Soli-Botschaften geschrieben und einige Worte über den Kampf gegen den Knast. Ich denke das war eine Aktion die definitiv in Verbindung mit dem anderen Knast stand und die Routine störte. Es entsanden Diskussionen und Aufregung, wenigstens für die zwei Gefährt_innen, denn jetzt gab es einen Grund über Themen zu sprechen die ihnen am Herzen lagen. Auch wenn das Gefängnis den zwei Gefährt_innen dies vorwarf hatte es bisher keine ernsten Konsequenzen und ich denke, ja, diese kleinen Akte des Kampfes und der Subversion erhalten die Verbindung mit anarchistischen Ideen und der Praxis.

Sie schreiben ja auch viele Briefe die man im Internet und in Broschüren finden kann. Auszüge werden wir am Ende des Interviews noch einlesen. In diesen haben sie auch viel über Solidarität gesprochen, wie sie diese wahrnehmen. Kannst du uns ein bisschen hierüber erzählen?

Mit diesem magischen Werkzeug Internet kannst du ihre Briefe, ihre eigenen Worte dazu finden, was sie dazu denken zum Beispiel bei contrainfo.espiv.net – und deswegen ist es für mich ein wenig kompliziert darüber zu reden was jemand anders über Solidarität denkt, aber ich will es versuchen denn ich kann wahrscheinlich eine kleine Zusammenfassung geben.

Ich denke dass sie alle nicht in eine Position sein wollen in der sie Ziel von Wohltätigkeit sind oder zum Opfer gemacht werden. Ich denke sie sind alle sehr bewusste anarchistische Kämpfer_innen und wollen auch als diese anerkannt werden. Sie wollen keinen Support der ein legalistisches Vorgehen mit sich bringt, natürlich waren sie auch bei Anwält_innen, aber als Form der Solidarität wollen sie keine Petitionen oder Kampagnen oder irgend so etwas. Keine in der Linken üblichen Vorgehen zur Solidarität mit Gefangenen. In ihren Briefen schreiben sie darüber sehr klar. Sie machen auch klar dass sie Anarchist_innen sind und es für sie wichtig ist, Sinn und Zusammenhalt zu haben und dass sie sich in einer Verlängerung ihres Projekts des Kampfes befinden. Darüber hinaus reden sie auch über die Fortsetzung des Kampfes im lokalen Kontext, statt nach Mexico zu fliegen und ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Natürlich wollen sie nicht vergessen werden, aber ihre Bedürfnisse sind mehr an der anarchistischen Diskussion teilzuhaben als ein zentraler Punkt dieser Diskussion zu sein oder ein Referenzpunkt und sie wollen so stark wie möglich in ihren Briefen die Tatsache ausdrücken, dass sie nicht als Opfer im Knast gesehen werden wollen sondern als Anarchist_innen in der Auseinandersetzung die gerade im Knast sind. Sie wollen nicht vergessen werden aber auch nicht zu Celebritys gemacht werden. Ich denke sie haben auch sehr klar gesagt, dass die Fortführung der Auseinandersetzung, die Kontinuität von allen Anarchist_innen weltweit in ihren Projekten, der Dinge die in ihrem eigenen Leben und zusammenhang wichtig sind so wichtig sind.

Was können Leute denn dann machen wenn sie sie unterstützen wollen?

Auf der website die ich vorhin erwähnt habe – conntrainfo.espiv.net – kannst du ihre Adressen finden. Sie bekommen Briefe im Knast, Päckchen haben sich als ein wenig schwierig heraus gestellt aber Briefe in einem normalen Umschlag kommen an. Amélie und Fellon können Briefe auf spanisch, französisch und englisch lesen, Carlos liest nur spanisch. Er freut sich auch sehr über Lese-Material – so kannst du zum Beispiel versuchen einen Brief und eine Broschüre in zwei seperaten Umschlägen zu verschicken um die Chance zu erhöhen dass sie ankommen. Und ja, wie ich zuvor schon sagte, ihre Situation und ihr Wohlergehen im Gefängnis ist mit ihrer finanziellen Lage verknüpft denn sie müssen für alles bezahlen – von Klopapier bis hin zu Wasser und Essen – Auch für kleine Privilegien wie auf den Hof zu gehen oder etwas ähnliches. Ja finanzielle Hilfe ist immer sehr gefragt und ich denke wenn es hier Unterstützung gibt kann das örtliche ABC (cruz negra) Mexico City kontaktiert werden um alles weitere in die Wege zu leiten.

Ja, Vielen Dank für den kurzen Überblick, wir werden versuchen weiter dran zu bleiben.

Gern

Ein Transkript des eingesprochenen Briefs, der hier kommt, gibt es derzeit nicht.

Interview zur Situation in Rojava, anarchistische Elemente in der Gesellschaft dort und mehr

Derzeit gibt es kein Transkript dieses Interviews.

Ein kritischer Blick auf die Gefangenengewerkschaft

In der Rubrik für und um Kämpfende Gefangene wollen wir euch dieses mal die im Mai 2014 gegründete Gefangenengewerkschaft vorstellen.
Dabei werden wir zunächst kaum auf die aktuellen Entwicklunen eingehen sondern ersteinmal eine Grundlage für weitere Beiträge schaffen.
Am Anfang hört Ihr einen Mittschnitt von den Antiknasttagen im November 2014 in Wien zur Gefangenengewerkschaft, in dem 2 Menschen vom Antiknastprojekt in Köln etwas dazu erzählen was die GG eigendlich ist, an welchen stellen sie Kritik haben und was sie ihrer Meinung nach für Anknüpfungspunkte bietet.

Ein Transkript des Beitrags des Antiknasprojekt Kölns gibt es derzeit nicht.

Nach der Einführung die Ihr eben gehört habt gab es eine lebhafte Diskussion in der es hauptsächlich darum ging wie und ob sich mensch auf die Gewerkschaft beziehen kann und was Möglichkeiten der Unterstützung sein könnten.Ein zentraler Ansatzpunktpunkt dieser Diskussion war es, Druck auf Firmen und Profiteure der Knastbetriebe aufzubauen.

Abgesehen von der Kritik, die es aus anarchistischer Sicht an dem bezug auf das demokratische Recht der Koalitionfreiheit gibt, auf welches sich die Gewerkschaft beruft um einen legalen Rahmen zu erhalten, scheint die Gewerkschaft mit Ihren populistischen Forderungen auch 20 000 der insgesammt 65 000 Gefangenen bisher zu vergessen. Die 20 000 Gefangenen nämlich, welche sich der kapitalistischen verwertungslogik bewusst oder gezwungenermaßen entziehen und somit einer noch stärkeren Benachteiligung augeliefert sind. Hierzu einen Beitrag den wir aus einer Radiosendung vom Autonomen Knastprojekt in Köln übernommen haben.

Ein Transkript des Beitrags des Antiknasprojekt Kölns gibt es derzeit nicht.

Trotz aller Kritik stellt die Organisierung, welche die GG in den Knästen der BRD vorantreibt eine lange vermisste Möglichkeit der Vernetzung inerhalb der Knäste dar, die scheinbar einen wunden Punkt im KNastsystem getroffen hat. Anders ist die andauernde Repression gegen die Vertreter_innen der GG kaum zu erklären. Es gilt also die KOmmunikation in die Knäste zu suchen und diesen Prozess Kritisch-solidarisch zu begleiten. Es gibt viele Arten Solidarität egen dieses Knastsystem zum Ausdruck zu bringen ohne sich in reformistischen Forderungen zu verfangen. Wir werden in dieser Rubrik mit Sicherheit weiter über die Entwicklunen der GG berichten und noch das eine oder andere Interview führen.Die links zur Gewerkschaft, zum Anti.Knast-Projekt aus köln und deren sehr hörenswerten Podcast findet Ihr natürlich auf unserem Blog.

Ankündigungen
In Berlin ist nächste Woche große internationale Schweine Versammlung- vom 24.- bis 25. Februar findet dort der 18. europäische Polizeikongress statt. Wie nicht anders zu erwarten werden sich die Kacknasen über Themen wie der Überwachung der EU Landesgrenzen und Frontext unterhalten, sowie über den Kampf gegen den Terrorismus. Aufstandsbekämpfung steht dann auch auf dem Programm. Wir werden an dieser Stelle nicht mehr dazu sagen als ein herzhaftes internationales ACAB!

Wer seinem Bullenhass freien Lauf lassen möchte: Demo ist am 21.2. um 18:00 Uhr am ‘Adenauerplatz’ am Ku’damm.

Das Anarchist Black Cross Belarus ruft zu einer internationalen Soliwoche vom 25. 2. Bis zum 1.3. für belarusische anarchistische Gefangene auf. Im November diesen Jahres wird in Belarus gewählt und die Repression gegenüber Anarchist_innen ist noch stärker spürbar als sonst schon. Alleine in den letzten zwei Monaten wurden zehn Menschen aus dem anarchistischen Umfeld verhaftet und etliche sitzen schon länger im Knast. Grund genug sich solidarisch zu zeigen! Wir finden es wichtig die Genossen nicht alleine zu lassen, die sich nicht kleinkriegen lassen! Und: Lukashenko go to hell!